"FRÜHER HAT MAN AN DIE MASKEN GEGLAUBT" - ÜBER TRÜGERISCHE ERINNERUNGEN UND VERLUSTE DER U

Freitag, 20. Jänner 2017
20 Uhr
Sigmund Freud Museum, Wien
Lounge
Vortrag von Robert Pfaller

Eintritt frei, Anmeldung hier


Erinnern gilt gemeinhin als etwas Gutes - nicht nur im Alltagsverstand, sondern auch in der Psychoanalyse, wo wiederholen muss, wer nicht erinnern kann; ebenso wie in der marxistischen Theorie, die "Vorwärts, und nicht vergessen!" ruft. Doch andererseits lehrt die Psychoanalyse, wie trügerisch Erinnern sein kann. Zum Beispiel beim déjà raconté, beim déjà vu oder auch bei dem erst nachträglich pathogen gemachten traumatischen Erlebnis. Eine andere trügerische Erinnerung betrifft das kulturelle Gedächtnis. Die Früheren, so meinen wir gerne, haben an alles Mögliche und sogar noch einiges mehr geglaubt. Wir Heutigen dagegen, klagen wir, sind durch Wissenschaften und Medien völlig desillusioniert, glauben an gar nichts mehr und irren in "transzendentaler Obdachlosigkeit" durch eine unbehütet gewordene Welt. An diesem Punkt vermag die Psychoanalyse die vermeintlich Desillusionierten allerdings am massivsten zu verblüffen und sie einer weiteren, liebgewonnenen wie unbemerkten Illusion zu berauben: Denn, so kann sie zeigen: Früher hat man weniger geglaubt.